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ERINNERUNGEN AN DIE ANFÄNGE

19. Mrz 2021

Anlässlich unseres 100. Geburtstages wollen wir zurückblicken und uns mit der Historie unserer Genossenschaft und ihrer Vorgänger beschäftigen. Dafür unterhalten wir uns mit verschiedenen Personen, die in der Vergangenheit mit den unterschiedlichen Elektrizitätsgenossenschaften verbunden waren und deren Entwicklung geprägt haben. Unser ersten Gespräch in diesem besonderen Jubiläumsjahr führen wir mit Siegfried Freye, dem ehemaligen Geschäftsführer der Elektrizitätsgenossenschaft Bad Laer.

TENinside: Herr Freye schön, dass Sie Zeit für uns haben und bereit sind, uns etwas über die Geschichte der E-Genossenschaft Bad Laer zu erzählen. Wie sind Sie damals zur Genossenschaft gekommen? Welche Position hatten Sie inne?

S. Freye: Nachdem ich meine Lehre bei einem Elektromeister in Dissen beendet hatte, war ich zunächst für einige Jahre Soldat, auch in Gefangenschaft. Im Jahr 1948 bin ich damals zurückgekehrt. Um mit meiner Frau eine Wohnung zu bekommen, hat es mich in den „Putt“ verschlagen, denn als Elektriker unter Tage bekam man damals auch eine Wohnung. Als sich mir dann aber die Chance eröffnete, die Genossenschaft in Bad Laer, meiner Heimat, weiter aufzubauen, habe ich nicht lange gezögert und bin zurück nach Hause gekommen. Diese Aufgabe habe ich sehr gerne übernommen. Schließlich ging es um Bad Laer!

TENinside: Was genau waren dabei Ihre Aufgaben?

S. Freye: Oh, das war fast alles! Ich war ja ein Einmannbetrieb. Es gab damals keine Angestellten. So habe ich zum Bespiel die Zähler abgelesen und mit der Unterstützung meiner Frau jeden Monat die Rechnungen geschrieben. Das machte ich damals noch mit der Hand. Waren die Rechnungen verteilt, bin ich von Haus zu Haus gelaufen und habe Stromgeld kassiert. Alle technischen Aufgaben, die anfielen, um das Stromnetz in Bad Laer weiter zu ertüchtigen, habe ich mit den Elektromeistern vor Ort umgesetzt. Es war nicht so, dass wir festangestellte Monteure hatten, so wie das jetzt bei der TEN der Fall ist. Aber auch früher war schon die wichtigste Devise: Ohne gute Mitarbeiter oder in dem Fall waren es ja Dienstleister geht gar nichts. Erst durch eine kompetente Mannschaft kann eine Unternehmung erfolgreich sein. Alleine wäre ich verloren gewesen. Die Genossenschaft war „Familie“.

TENinside: Was hat die Bürgerinnen und Bürger im Zusammenhang mit Elektrizität zu der Zeit bewegt?

S. Freye: Auch, wenn der Krieg schon Jahre her war, ging es in Bad Laer immer noch um den Wiederaufbau. Es war ja alles zerstört. Daher wurde auch dringend eine funktionierende und stabile Stromversorgung gebraucht. Es siedelten sich Gewerbebetriebe an, die Strom benötigten. Und ich habe mich um Grundstücke gekümmert, um weitere Verteilerschränke aufzustellen.

Eine der ersten Genossenschaften
war ein Einmannbetrieb!

TENinside: Welche besonderen Herausforderungen hatten Sie zu meistern?

S. Freye: Eine besondere Herausforderung war sicherlich die Planung des Stromnetzes und die Umstellung von der Versorgung über Freileitungen auf Erdkabel. Schließlich hatte ich das vorher auch noch nie gemacht. Zu der Zeit haben wir alle wochenlang durchgearbeitet, um die Anschlüsse bis in die Häuser zu legen.

TENinside: Wie viele Personen arbeiteten für die Genossenschaft und wie war sie organisiert?

S. Freye: Wie gesagt, Angestellte gab es lange nicht. Ich habe in der Zeit wirklich vieles selber erledigt. Meine Frau hat mich dabei tatkräftig unterstützt. Sie hat mir geholfen die Rechnungen zu schreiben und die Zählerstände festzuhalten. Nun waren es früher ja auch noch nicht so viele Entnahmestellen wie heute. Mein Vetter hat mir erst mal erklärt, wie ich mit der Buchhaltung umzugehen hatte. Der kannte sich da gut aus. Aber auch das war zu meiner Zeit noch weniger kompliziert als heute.

TENinside: Wie war das mit der Generalversammlung? Wie wurde die Versammlung abhalten?

S. Freye: Zu meiner Zeit nahmen so 70 – 80 Mitglieder an der Generalversammlung teil. Wir haben sie immer in einer Gastwirtschaft abgehalten. Das ging hier in Bad Laer reihum. Einmal bei dem und einmal bei dem. Auch damals gab es schon ein Sitzungsgeld und etwas zu trinken.

TENinside: Gibt es eine Anekdote, die Sie uns zum Abschluss erzählen können?

S. Freye: Ich erinnere mich noch gut daran, dass die damalige Nike von Ort zu Ort zog und versuchte, die Netze abzukaufen. Das hat in einigen Orten auch geklappt. Eines Tages stand auch ein Herr von der Nike bei mir vor der Tür, um das Bad Laerer Stromnetz zu erwerben. An das Kaufangebot war ein attraktiver Job bei der Nike in Osnabrück geknüpft. Mein Stuhl stünde schon bereit hat man mir gesagt. Aber das konnte ich doch nicht machen. Es ging doch um meinen Heimatort und die Genossenschaft. Also habe ich das Angebot ausgeschlagen. Zum Glück war ich in dem Moment so weitsichtig und habe mich nicht beirren lassen.

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